Bei jedem Mannes wächst die Prostata mit zunehmendem Alter durch das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Bei einigen Männern kommt es zu Beschwerden beim Wasserlassen, die sehr gut entweder medikamentös oder operativ behandelt werden können.
Bei einem gesunden Mann unter 45 Jahren wiegt die Prostata etwa 20 g und ist kastaniengross. Ab dem 45. Lebensjahr nimmt mit zunehmenden Alter die Grösse der Prostata zu, wobei die Prostata in Abhängigkeit vom männlichen Sexualhormon Testosteron wächst. Im Verlauf kann es zur Verengung der Harnröhre kommen, da die Prostata die Harnröhre umschließt. Dadurch können typische Beschwerden beim Wasserlassen auftreten. Dehnt sich die Prostata eher im Aussenbereich aus, kann der Patient trotz einer massiven Vergrösserung der Prostata zunächst vollständig symptom frei sein.
Dieses Syndrom umfasst Beschwerden des unteren Harntrakts (LUTS). Es tritt bei Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie=BPH) auf. Die zu große Prostata verursacht dann oft eine Einengung der Harnröhre im Bereich der Prostata (Blasenauslassobstruktion).
Warum bei einigen Männern die Prostata mit zunehmenden Alter schneller wächst als bei anderen, kann aktuell noch nicht auf eine einzige klare Ursache zurückgeführt werden. Wahrscheinlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Bekannt ist, dass die Prostata in Abhängigkeit von Testosteron wächst, indem sich Prostatazellen vermehren. Es spielen aber auch Faktoren wie Östrogenspiegel eine Rolle. Außerdem kann eine familiäre Veranlagung beobachtet werden.
Bekannte Risikofaktoren für eine BPH sind Adipositas (BMI über 30), ein metabolisches Syndrom und ein fortgeschrittenes Alter. Bei allen drei Faktoren ist eine Veränderung von Hormonspiegeln zu beobachten. Diese Risikofaktoren lassen sich mit Ausnahme von Alter aktiv beeinflussen.
Eine BPH ist die häufigste urologische Erkrankung bei Männern. Es sind circa 30-40% der Männer ab dem 50. Lebensjahr von einer BPH betroffen. Die Häufigkeit des Auftretens steigt mit zunehmendem Alter. So sind bei über 80 jährigen bis zu 80% der Männer betroffen.
Durch die massive Volumenzunahme der Prostata, kommt es zur Druckbelastung der Blase und der Harnröhre. Dabei treten typische Beschwerden beim Wasserlassen (Miktion) auf. Es wird zwischen Harnblasenentleerungsstörung (Beschwerden beim Wasserlassen) und Harnspeicherstörung (Probleme beim Wasserhalten) unterscheidet.
Zu den irritativen Symptomen (bei Blasenspeicherstörung) zählen vermehrtes Wasserlassen (Pollakisurie), nächtlicher Harndrang (Nykturie), Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie) und plötzlicher Harndrang (Imperativer Harndrang). Diese Symptome können besonders belastend sein.
Obstruktive Symptome (bei Blasenentleerungsstörung) sind verzögerter Miktionsbeginn, ein abgeschwächter Harnstrahl, ein unterbrochener Harnstrahl, „Nachträufeln“ eine verlängerte Miktionszeit, ein Restharngefühl und ständiges Tröpfeln bei Überlaufinkontinenz möglich.
Eine Volumenvergrösserung der Prostata kann zu Komplikationen wie Harnwegsinfekten bis hin zu Blutvergiftungen, Überlaufinkontinenz, Hämaturie (sichtbares Blut im Urin), Harnverhalt (kein Wasser mehr lassen können), Harnblasensteinen, Blasendivertikel (Ausstülpungen der Wandschicht) bis hin zu Harnstauungsniere mit akuter oder chronischer Niereninsuffizienz führen.
Die Diagnose erfolgt standardmässig durch eine ausführliche Erhebung der Patientengeschichte und einer digital-rektalen Tastuntersuchung der Prostata. Bei der Anamnese soll auch auf die Miktionsanamnese mit Hilfe des IPSS eingegangen werden soll. Zusätzlich können Laborwerte wie der PSA Wert erhoben werden. Des Weiteren kann eine Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie) zur Bestimmung des Harnflusses erfolgen, um eine Harnabflussbehinderung genauer zu untersuchen. Auch die Sonographie der Nieren und ableitenden Harnwege sowie der Blase können einen Hinweis auf die Diagnose geben. Neben der normalen Sonographie kann auch ein transrektaler Ultraschall (TRUS) zur Beurteilung der Prostata erfolgen.
Der Schweregrad deiner Symptome und deine Lebensqualität sind entscheidend für jede Therapieentscheidung.
Wir haben hier für dich die wichtigsten diagnostischen Mittel aufgelistet. Dein Urologe entscheidet, was davon genau gemacht werden soll. Meistens werden auch nicht alle Methoden eingesetzt, weil die Diagnose bereits so klar ist.
Der International Prostata-Symptom Score (IPSS) misst objektiv die Schwere deiner Symptome. Er wird sowohl für Beurteilung deines Krankheitsverlaufs als auch für die Entscheidung der richtigen Therapie verwendet.
Der Uroflow misst objektiv deinen Harnstrahl. Hierbei kann dein Urologe das Ausmaß der Harnstrahlabschwächung und den genauen Miktionsverlaufes bewerten.
Der Ultraschall kann sowohl transvesikal (über die Bauchdecke) als auch transrektal durchführt werden. So kann die Größe und der anatomische Aufbau deiner Prostata beurteilt werden.
Manchmal führt dein Urologe eine Blasenspiegelung durch. Dabei wird eine Kamera über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt und auch deine Prostata und dein Schließmuskel beurteilt.
Mit diesem Spezialverfahren kann dein Urologe zwischen verschiedenen Formen der Blasenentleerungsstörung unterscheiden.
Die Behandlung einer BPH ist abhängig von deinem individuellen Leidensdruck (IPSS), klinischem Bild und dem Risiko für ein Auftreten von Komplikationen im Verlauf. Dabei unterscheidet man zwischen einem kontrollierten abwartenden Vorgehen, einer medikamentösen Therapie und einem operativen Verfahren.
Leidensdruck (IPSS) und Lebensqualität
Symptomatik und Komplikationen
Risiko für Progression
Alter, Symptomintensität, Volumen, Harnflussrate, Restharn
Häufig wird vom Urologen eine Vergrößerung der Prostata bereits erkannt, bevor Symptome auftreten. In einigen Fällen ist eine Therapie nicht notwendig und es kann kontrolliert abgewartet werden.
Ziel einer medikamentösen Therapie ist die Verbesserung der Symptomatik und Verlangsamung des Prostatawachstums. Häufig kann eine solche Therapie über Jahre gegeben werden.
> Welche Medikamente gibt es?
Bei vielen Patienten wächst die Prostata trotz einer medikamentösen Therapie weiter und kann dann Probleme verursachen. Je nach Größe und Faktoren wie Begleiterkrankungen sucht dein Urologe für dich das richtige Verfahren aus.
> Überblick > TUR-P > HOLEP
Es gibt experimentelles Verfahren, die oft noch im Rahmen von Studien für die Behandlung einer BPH eingesetzt werden können.
Ist die Symptomatik des Patienten geringausgeprägt (IPSS < 7) kann man abwartend vorgehen und im Verlauf jährlich reevaluieren.
Steht die Drangsymptomatik im Vordergrund kann eine medikamentöse Therapie mit Alpha Blockern und 5-alpha-Reduktasehemmern eingeleitet werden.
Nach der Operation wird dein Urologe regelmäßig kontrollieren, dass bei dir mit der Miktion alles richtig funktioniert. Häufig ist es so dass sich deine Blase und Schließmuskel erst wieder an die neue Situation gewöhnen muss. So kann es einige Monate dauern, bis deine Miktion wieder völlig normal ist. In dieser Zeit kann Beckenbodentraining deine Zeit bis zur optimalen Kontinenz und Miktion verbessern.
TIPP: Auch wenn du eine Operation deiner Prostata hattest, solltest du weiterhin die regelmäßige Prostatakrebsvorsorge durchführen lassen. Prostatakrebs entwickelt sich meistens in der Außenzone der Prostata, die bei den operativen Eingriffen für deine BPH in Teilen erhalten bleibt.
Inkontinenz:
Eine Inkontinenz kann vorübergeht auch nach minimalinvasiven Eingriffen für BPH auftreten. Dies passiert dadurch, dass deine Prostata bisher den Abfluss und damit Druck auf den Schließmuskel reduziert hat. Durch die Operation ist das Abflusshindernis (deine Prostata) nun deutlich kleiner, weshalb dein Schließmuskel deutlich mehr Kraft aufwenden muss. Beckenbodentraining kann diese Zeit deutlich verkürzen.
Urge:
Die Veränderung deiner Miktion nach einer Operation kann auch zu weiteren Problemen wie häufigen Harndrang (engl. Urge) führen. Deine Blase durchläuft einen Umbauprozess, sobald das Abflusshindernis weg ist. Solange sich deine Blase noch nicht an die veränderte Situation gewöhnt hat, kann es zu diesen Urge kommen.
Blasenhalssklerose:
Sehr selten kommt es zu einer Vernarbung im Bereich der Operation. Dadurch kann sich dein Blasenauslass zusammenziehen, und das Wasserlassen wird deutlich schwieriger. Dieses Problem tritt Monate bis Jahre nach einem Einkauf auf. Häufig behebt bereits ein kleiner operativer Eingriff dieses Problem.
Die meisten Patienten haben nach einer Volumenverkleinerung der Prostata keine obstruktiven Probleme mehr beim Wasserlassen. Bei einem kleinen Teil kann es zu einem erneuten Wachstum der Prostata kommen.
Wichtig ist jedoch eine gute Nachsorge, weil sich die Miktion gerade in den ersten Wochen und Monaten nach den Eingriffen noch deutlich durch Umbauprozesse in der Blasenmuskulatur verändert.
Unsere Empfehlungen beruhen auf klinischer Erfahrung und aktuellen Leitlinien. Leitlinien erklären oft komplexe Empfehlungen nicht so einfach wie Uroletics, werden aber von deinem Urologen genutzt, um dir die richtige Empfehlung zu geben: